Im Hof befindet sich eine Baustelle. Schon so lange, dass ich gar nicht mehr weiß, wie es da eigentlich ohne Bauzaun aussieht.
Zur Absicherung ihrer Baustellen hat die Stawag sich etwas einfallen lassen. Und das betrifft die Bauzäune, die um die kraterartigen Löcher gestellt wurden, die die Stawag in den Innenstadtboden gräbt.
Drei Baustellen befinden sich in der Nähe vom Markt, und die darf man sich nicht gerade klein vorstellen. Es geht – soweit man sehen kann – gut fünf Meter in die Tiefe, kreisrund. Ein Kanal muss erneuert werden, weil er schon über 100 Jahre alt ist. An den Baustellen sind Ingenieure und Arbeiter des Energieversorgers am Werk, zusammen mit Archäologen. Die Bauzäune hat der Künstler Lars Kesseler (Lake 139) gestaltet.
Bilder im öffentichen Raum – da ist sofort unser Interesse geweckt. Wir schauen ja mit Neugier auf die seltenen Bilder im Straßenraum, die mal nicht das Ziel haben, uns irgendwie zum Kaufen von irgendeinem überflüssigen Quatsch zu animieren. Die Bauzäune wollen informieren und zeigen Abbildungen, die auf das verweisen, was hinter der Absperrung stattfindet.
In der Klappergasse/Ecke Jakobstraße geht es um Wasser, das dem Fußgänger im Bild schwallartig entgegenschwappt. Im Hof wird der Passant über das „Individuum 243“ informiert, das dort gefunden wurde, über eine neue „Augmented Reality App“, das Aachen WiFi, also schnelles kostenloses Internet und vieles mehr. Und auf dem Markt sehen wir die Baustelle selbst abgebildet.
Neben dem Eiscafé (am Markt in Aachen) zeigt das Bild auf dem Bauzaun einfach die Baustelle. Es gab dort spektakuläre archäologische Funde, wegen denen es (wie jedes Mal auf Neue) heißt: Die Stadt Aachen sah zur Römerzeit wohl doch gaaaaaans anders aus als man bisher dachte, oder so.Dieser erhebende Anblick (man beachte das Super C in der Mitte) bietet sich denen, die von der Rennbahn aus das Haus Klappergasse 12 anstreben. Der Blick fällt dabei auf die Häuserzeile in der unteren Jakobstraße.
Was wird jetzt eigentlich aus dem Feierabendmarkt, den die Aachener FDP angeregt hatte? Die Händler auf dem Markt wollen ihn nicht. Die Stadtverwaltung will ihn auch nicht. Nur die Politiker aller Parteien (soweit zu sehen) meinen, das wäre vielleicht doch eine gute Idee.
Die Piraten fordern unterdessen, dass der Markt nicht mehr auf dem Aachener Marktplatz, sondern am Elisenbrunnen stattfindet. Eine Idee, der
Mehr Markt für Aachen: Das Angebot wird erweitert.
außer den Händlern wiederum im Rathaus niemand zustimmt. Ein Kuddelmuddel.
Entschieden wird, dass es auf dem Münsterplatz einen Feierabendmarkt geben wird, wenn sich genug Händler dafür finden. Es gibt ja Beschicker, die bisher mit ihren etwas ausgefallenen Waren auf dem Marktplatz wegen Überfüllung nicht landen konnten. Und die dürfen demnächst auf den Münsterplatz. Nicht schlecht, finde ich, weil ich für Angebotsvielfalt in der Innenstadt plädiere.
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Mann war das eine komische Reit-Europameisterschaft! Erst die Selbstdarstellung der Frau Verteidigungsministerin am Eröffnungstag, dann wurden 25 Euro verlangt für die seit ewigen Zeiten kostenlosen Kutschenwettbewerbe im Gelände, in der Soers gab es diesmal so viele Sicherheitskräfte, dass man bei jedem Schritt zur Seite von denen zur
War früher ein Familienvergnügen, kostete diesmal 25 Euro pro Person: das Gespannfahren im Gelände.
Ordnung gerufen wurde, und die Deutschen Springreiter lieferten keine überzeugenden Ergebnisse. Das Turnier wird seit Jahren sowieso immer mehr zur Kommerz-Veranstaltung.
Es ist – im Ernst – eine Verkaufsveranstaltung mit angeschlossenen Wettkämpfen geworden. Es werden die Sortimente eines kompletten Großkaufhauses angekarrt und aufgebaut. Dieses Jahr war es besonders schlimm. Man hätte in der Soers ganz Aachen mit Reiter-Klamotten versorgen können.
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Der neue Leiter des Ludwig Forums (ab 1. Februar 2016) steht fest: Es ist Dr. Andreas Beitin, der aus Karlsruhe nach Aachen kommt (bitte selbst googeln). Er wurde in einem komplexen Auswahlverfahren gefunden. Auch der nächste neue Beigeordnete, der demnächst eingestellt werden muss, sollte sich diesem Verfahren unterziehen. Aus unerfindlichen Gründen bleibt es ihm erspart. Steht der Auserwählte vielleicht schon längst fest? Für unmöglich halte ich das nicht.
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Man soll ja nicht nur meckern, aber das fällt schwer bei der neuen App der Stadt. Was für ein Murks! Eine App, die alleine eigentlich nichts kann. Sie scant die – bislang – drei verschiedenen Postkarten oder die Bilder auf der Webseite und spielt dann ein paar Animationen/Videos ab. Am Ende erscheint noch ein Text mit relativ simplen „Fakten“ . . .
Einige Piraten fragen sich, ob jemand als Tourist erstmal 20MB (unter iOS), oder sogar 30MB unter Android für diesen Spaß lädt? Unwahrscheinlich. Auf der Webseite heißt es noch, die Postkarten seien „erhältlich“, das klingt nach Verkauf, sonst würden sie eher „ausliegen“.
Abschließendes Urteil: Der Informationswert ist eigentlich Null, wirklich unterhaltsam ist das auch nicht. Nur teuer war’s, ich glaube 30.000 Euro, aber da bin ich mir nicht sicher.
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Nein, ein „Jahrhundertproblem“, „eine Wahnsinns-Mammutaufgabe“ –
Bei diversen Versammlungen werden die Bürgerinnen und Bürger informiert. Die Verwaltung gibt sich große Mühe, alle Fragen zu beantworten und zum Helfen zu motivieren.
wie von einigen jetzt geschwafelt wird – das ist die Ankunft von 2500 Flüchtlingen in Aachen bis Ende diesen Jahres wirklich nicht. Erstens kommen jetzt schon zum dritten Male nach dem Weltkrieg so viele Flüchtlinge, 1988 waren z. B. 18 Turnhallen voll, und Aachen ist daran nicht zugrunde gegangen. Zweitens sind 2500 gerade mal ein Prozent der Bevölkerung. „Das ist doch eigentlich gar nicht so viel“, sagte jemand von der Stadtverwaltung bei einer Info-Veranstalung, und der hat Recht.
Es ist keine „herkulische Aufgabe“, sondern schlicht eine echte Herausforderung. So viele Aachener wollen helfen, dass ich den Eindruck habe, alles habe nur auf diese Aufgabe gewartet, um jetzt mal gemeinsam was anzupacken und zusammen zu schaffen. Sehr beeindruckend war da die Info-Veranstaltung in Richterich, wo eine große Bereitschaft besteht, sich um die 230 Menschen zu kümmern, die demnächst in ein ehemaliges Logistikzentrum (Roermonder Straße) einziehen werden.
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Ansonsten:
– Vogelsang wird teurer als geplant und nicht pünktlich fertig.
– Das Eisenbahndepot in Aachens Ostviertel wird teurer als geplant und erst später fertig.
– Auf die Möglichkeit der Beschlagnahme kirchlicher, leerstehender Gebäude (wie von den Piraten vorgeschlagen) gehen Politik und Verwaltung noch immer nicht ein. Aber Geduld. Das kommt auch noch, wenn erst eine Zeltanlage neben einem leerstehenden Gebäude errichtet wird. Eine Beschlagnahme für einige Monate ist dem Oberbürgermeister rechtlich erlaubt (wenn Obdachlosigkeit droht) und ist übrigens vergleichbar mit einer erzwungenen Vermietung. Das Gebäude verbleibt im Besitz des Eigentümers, dem eine Miete gezahlt wird.
– Die Städteregion muss und will sparen, z. B. Schulen zusammenlegen und die zerfaserte Wirtschaftsförderung den Kommunen überlassen. Außerdem dem LVR die Förderschulen übertragen, die der LVR ja tatsächlich finanzieren muss. Dann will man die Tourismusförderung neu organisieren und vieles Sinnvolles mehr (rund 100 Vorschläge) wie: Wegfall ausufernder und personalintensiver empirischer Forschung. Aber warum der freien Wohlfahrtspflege die Mittel gekürzt werden sollen, ist mir ein Rätsel. Da wird es noch harte Diskussionen geben.
Henning Brinkmann aus Aachen hat jetzt in Reykjavik an einem Marathonlauf (42 Kilometer) teilgenommen und auch bis zum Ende durchgehalten. Er hat jetzt noch ein paar Tage Urlaub angehängt und schickt famose Fotos aus der Stadt, die selbst ein Fotomuseum mit einem Bestand von 4,5 Millionen Fotografien hat. Die Fassade des Museums, das auch eine Bibliothek und das Stadtarchiv von Reykjavik enthält, seht ihr oben.
Eine weitere spektakuläre Wandgestaltung in Reykjavik. Was es mit den dargestellten Personen auf sich hat, ist mir nicht bekannt. Scheint aber ein prominentes Paar zu sein.
Update: Es ist nun doch gelungen, Infos zu den Murals in Reykjavik im Netz zu finden. Sehr interessant. Hier klicken.
In Aachen rund um Dom und Rathaus ist meistens viel los. Aber derzeit, also bis Sonntag, 23. August, besonders. Und wer keine Lust auf Musik hat, kann einen Runde auf dem Riesenrad drehen. Es steht auf dem Katschhof und sorgt für pittoreske Bilder. Der Andrang zum Riesenrad ist bei Dunkelheit groß, die Warteschlange entsprechend lang.
Das kann extrem lustig werden: Heute, Donnerstag, ab 20 Uhr auf dem Markt in Aachen, Spielshow mit Bernd Büttgens und Uwe Brandt. Öcher-Platt-Freunde wissen Bescheid. Titel der Show: „Vür sönd Europe!“. Auf dem Katschhof ab 20.30 Uhr: „Zap Mama“ NIX WIE HIN. Auf dem Münsterplatz ab 20.30 Uhr: Yves Paquet.
Wer gern fotografiert, und zwar mit einem gewissen Anspruch was die Motive betrifft, der wird jetzt fündig. Unten: Fensterfront in der Aachener Innenstadt.
Gestern im Bürgerforum erfahren: Wegen der Grenzlage kommen in Aachen viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an, und die Stadt hat hinsichtlich dieser Jugendlichen schon Herausragendes geleistet. Man hat sich z. B. im Jugendamt eine große Kompetenz erarbeitet und könnte nun möglicherweise „Kompetenzzentrum“ werden.
Das bedeutet, dass Aachen andere Jugendämter beraten könnte, so dass andere von Aachen lernen können. Dazu
Auch von diesem leerstehenden Gebäude in Nähe der Adenauer Allee war – auf Anfrage eines Bürgers – bei der Versammlung die Rede. Es kommt als Unterkunft für Flüchtlinge nicht infrage, denn innen sind alle Leitungen und Kabel aus den Wänden gerissen, außen drohen Platten abzufallen. Die Sanierung würden zwei Jahre dauern und Millionen kosten.
gäbe es vermutlich (???) Extra-Geld von Land und Bund und zusätzliche Arbeitskräfte. Insbesondere würden aber dann gezielt minderjährige Flüchtlinge in Aachen verbleiben und diese nicht gleichmäßig über das gesamte Land verteilt.
In der Tat hat Aachen in den vergangenen Monaten 60 Prozent aller minderjährigen alleinreisenden Flüchtlinge in Empfang genommen und ihnen geholfen, einen Asylantrag zu stellen. Dabei ist es zu keinen krassen Fehlleistungen gekommen, im Gegenteil: Man ist auch außerhalb Aachens beeindruckt. Knapp 500 Minderjährige werden in Aachen derzeit betreut.
Aachen hat Kapazitäten geschaffen, so war zu erfahren. Es ist gelungen, ein System von Hilfen rund um die jungen Flüchtlinge aufzubauen. Das Jugendamt hat ein Dutzend neue Vormünder eingestellt. 33 internationale Förderklassen gibt es an Aachens Schulen, und die Lehrerinnen und Lehrer sind hochengagiert. 150 zusätzliche Heimplätze für unter 18-Jährige wurden angeblich in der Region aus dem Boden gestampft.
Vielleicht ist Aachen als Stadt für junge Flüchtlinge auch deshalb besonders geeignet, weil in der Region schon 50.000 Studierende leben. Wie dem auch
In den Aachener Stadtteilen finden Info-Veranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger statt. Die Stadtverwaltung gibt sich große Mühe. Hier in der Grundschule in Haaren.
sei: Das Nachdenken und Bewerben um Anerkennung als Kompetenzzentrum finde ich eine gute Sache.
Dem steht entgegen, dass es einen Gesetzentwurf gibt, die Minderjährigen ab Januar 2016 wie mit der Gießkanne über ganz Deutschland zu verteilen. Doch die Situation ändert sich fast täglich, und es ist noch sehr die Frage, ob die Bundespolitiker bei ihrer Entscheidung bleiben werden.
Gestern war noch zu erfahren, dass Aachen nach dem Krieg schon zum 3. Mal mit großen Mengen von Flüchtlingen fertig werden muss. Ende der 1980er Jahre sollen beispielsweise 18 Turnhallen voll mit Menschen gewesen sein, für die es damals zunächst keinen Wohnraum gab.
Im Sommer ist hierzulande das Tageslicht heller als in den anderen Jahreszeiten. Das Licht lässt dann im Dom von Aachen sogar innen die Farben leuchten (s. unten). Es macht sehr viel Spaß, alles zu fotografieren, die Fotos mit nach Hause zu nehmen und sie sich am Monitor anzusehen. Das Innere wirkt fast schon bunt. Es erinnert an den Dom von Ravenna, nur ist alles deutlich kleiner. Und die schöne Kaiserin Theodora – geschmückt mir Perlen und Edelsteinen – ist ebenfalls in Aachen nicht abgebildet. Leider.
Diese sonderbaren Formen habe ich neulich in einem Garten in Belgien in der Nähe von Eupen gesehen (s. unten). Die haben mir sehr gefallen. Wenn es sehr heiß ist, kann man sich unter den hinteren Baum legen. Man hat Licht und es ist angenehm kühl.
Spaziert man durch Aachen, dann trifft man immer wieder interessante Leute (s. unten). Heute: Vater und Sohn, beide Künstler. Karl von Monschau (r.) mit seinem Sohn, dem trotz seiner Jugend schon ziemlich berühmten Schauspieler Maximilian Scheidt.
Wieso haben wir in der Bundesrepublik eigentlich einen so großen Mangel an Wohnungen? In den letzten 20 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl in Deutschland quasi nicht verändert. Man geht von 81 Millionen Menschen aus. In derselben Zeit wurden aber ungefähr 6 Millionen zusätzliche Wohnungen gebaut. Wieso dann noch Wohnungsnot, wieso reicht das nicht?
Alle Wohnungen in den großen Städten wie Aachen, Köln oder München sind voll. Auffallend viele Shopping-Center und Bürogebäude in Deutschland stehen leer. Für Flüchtlinge müssen Container und Zelte aufgestellt werden.
Ein Widerspruch, den ich mir nur so erklären kann, dass immer mehr Menschen allein wohnen wollen und das auch tun. Und zwar in relativ großen Wohnungen (man gönnt sich ja sonst nichts). Unten: Ein leerstehendes Gebäude in Aachen.
Ich finde, entweder reißt man das Gebäude ab und verkauft das Grundstück an jemand, der da bauen will. Oder man renoviert das Gebäude und lässt Menschen darin leben. Aber es jahrelang einfach so leer rumstehen zu lassen . . . das halte ich nicht für sinnvoll.
Eingang des Kunst- und Kulturzentrums (KuK) der Städteregion Aachen in Monschau. Dort brennt Leiterin Nina Mika-Helfmeier seit Jahren ein Feuerwerk sehenswerter Ausstellungen ab.
Wem es mitten in Aachen zu warm ist, der sollte sich vielleicht ins kühle Monschau begeben. Gestern war es in Aachen 23 Grad, da kam Monschau mit Ach und Krach auf schlanke 19 Grad. Ist das nicht wunderbar?
Auf jeden Fall wunderbar ist die aktuelle Ausstellung im KuK, dem Kunst- und Kulturzentrum der Städteregion, Austraße 9. Noch bis zum 13. September gibt es auf drei Etagen „The Photographers“ zu sehen. Gezeigt werden über 100 Werke namhafter Fotografen. Zum Beispiel Modeaufnahmen aus den Jahren 1942 bis 1946 von Hermann Landshoff (1905 – 1986).
Vor dem Jahr 1930 hatte man Mode immer nur in Zeichnungen dargestellt, erst ab 1930 kam die Fotografie zum Zuge. Fotografiert wurde ausschließlich innen, es gab nur statische Studioaufnahmen. Dann probierte Landshoff etwas Neues. Er ging mit den Mädchen ins Freie, sie durften sich – für die damalige Zeit ungewöhnlich – fast schon wild bewegen. Die neue Freiheit für die Frau kündigte sich an. Damals war diese Darstellung von Frauen sicher eine Sensation, ein fundamentales Umdenken setzte ein. Das Neue existiert ja zunächst immer nur im Kopf, in der Phantasie, dann in Bildern und Texten und zum Schluss wird es – möglicherweise – Realität.
Das Urheberrecht, das dringend eine zeitgemäße Fassung bekommen sollte, verbietet es, in der Ausstellung zu fotografieren und die Bilder dann weltweit sichtbar ins Netz zu stellen. Das ist schade. Ebenfalls schade: Dass in Deutschland wohl die wenigsten Politiker bisher verstanden haben, wie reformbedürftig das Urheberrecht ist. Sie kapieren das ganze „Neuland“ einfach nicht.
„Durch seine innovativen Bildideen wurde Landshoff zum wegweisenden Modefotografen seiner Zeit“, steht im Begleittext zur Ausstellung. Klar, dass er für namhafte Zeitschriften wie die französische „Vogue“ und „Harper’s Bazar“ fotografierte. Deutschland hatte er aus politischen Gründen 1933 in Richtung Frankreich und später in Richtung USA verlassen. Dass man seine Fotos einmal in Monschau zu sehen bekommt, hätte ich mir nie träumen lassen.
In Monschau ist aber auch ein Teil der Fotoserie „Germany“ von Martin Parr (*1952), die stark dokumentarischen Charakter hat, zu sehen. Parr zeigt die Deutschen von ihrer hässlichen Seite. Es sind Momentaufnahmen des täglichen Lebens (z. B. im Schrebergarten), ungeschönte Alltagskulturen, geschmackliche Entgleisungen, Klischees.
Dieser Fotograf nimmt eine Wertung vor. Die dargestellten Menschen – es sind alles sogenannte kleine Leute – werden im unguten Sinne vorgeführt, beispielsweise als Touristen. Das soll „Gesellschaftskritik“ sein. In Wirklichkeit werden Menschen, die schlicht nie die Gelegenheit bekommen haben, sich zu gutsituierten Bildungsbürgern zu entwickeln, von Martin Parr lächerlich gemacht.
Ich habe mit solchen Fotos meine Schwierigkeiten, eigentlich verachte ich solche Fotografen. August Sander hat auch Hinz und Kunz dargestellt, aber in seinen Fotos haben die einfachen Leute – Arbeiter und Handwerker – Würde, sie sehen selbstbewusst und nicht lächerlich aus.
Und so geht man in Monschau durch die Räume und macht sich seine Gedanken. Auch der Belgier Stephan Vanfleteren (*1969) ist vertreten. Auch er fotografiert seine Landsleute, ist auf der Suche nach der Identität der Belgier, die ja erst seit 1830 eine Nation sind. Er zeigt die Welt der einfachen Leute auf dem Land, allerdings sind die zeitlos, melancholisch, manchmal seltsam entrückt oder skurril.
Es gibt viele schwarz-weiß Aufnahmen im KuK und sehr ausdrucksstarke, schöne Portraits von Schauspielern, Schriftstellern, Politikern und anderen Prominenten. Man könnte noch viele Zeilen schreiben. Es sind über 20 Fotografinnen und Fotografen vertreten. Aber fahrt einfach selbst hin, montags ist geschlossen, dienstags bis freitags ist von 14 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Etwa 40 Kunstinteressierte kommen täglich zu dieser Ausstellung, bei der vorherigen (Vivian Maier) sollen es 400 am Tag gewesen sein. Die kommende Ausstellung wird am 27. September um 12 Uhr eröffnet. Dann gibt es Foto- und Videokunst von Jürgen Klauke.
Vor dem Café Egmont in der Pontstraße in Aachen (Foto oben) kommt Begeisterung auf. Innen spielt eine Reggae-Band, das passt zum Samstagabend, zum Sommer und zu den warmen Temperaturen. Direkt gegenüber gibt es Yoghurt-Eis, das ist voll lecker und leider auch etwas teuer. Der Laden ist eine Goldgrube, das Eis geht weg wie nichts. Gegenüber vom Egmont ebenfalls: ein kleines Restaurant. Dort im 1. Stock sitzen wir und haben aus dem Fenster rausfotografiert.
Ganz schön was los (Foto unten) in der Pontstraße vor dem Egmont. Kaum spielt irgendwo eine Band, sammeln sich die Leute.
Gut, man kann mir natürlich eine Pflanze schenken, wenn man meint, das müsste jetzt unbedingt sein. Es ist dann aber Scheiße, weil die Pflanzen bei mir nach sechs Wochen garantiert so aussehen wie die abgebildete.
Was ich auch mache, es gelingt mir nicht, dieses merkwürdige Grünzeug am Leben zu halten. Und ich sehe mittlerweile auch gar nicht ein, wieso ich mir damit jedes Mal so eine Mühe mache. Man schenke mir bitte einfach keine Pflanzen mehr und auch keine Blumen, wenn es sich irgendwie einrichten lässt.
Pflanzen, die sofort Selbstmord begehen, sobald sie mir überlassen werden, lassen mich nur frustriert zurück. Sehr unzufrieden und in dem Bewusstsein, versagt zu haben, schmeiße ich das Teil dann jedes Mal in den Restmüll. Wer mir eine Pflanze schenkt, tut mir keinen Gefallen, im Gegenteil.
Nur weil ich mal bei jemand eine Fensterbank voll Orchideen bewundert habe, will ich noch lange nicht selbst eine geschenkt bekommen. Leider gibt es in der Jakobstraße ein Blumengeschäft, nein zwei. Es bereitet mir Unbehagen, dort vorbeizugehen.
Bei den Schnittblumen denke ich an die Länder in Afrika, die sich auf Schnittblumen-Produktion konzentriert haben und denen man dann, nachdem sie nichts anderes mehr angebaut haben, die (niedrigen) Preise für diese Blumen diktiert. Eine Sauerei ist das. An sowas will ich im Leben nicht beteiligt sein.
Die Topfpflanzen in den Geschäften bereiten mir ebenfalls negative Gefühle. Ich weiß ja, dass nur die kerzengerade Gewachsenen in den Verkauf kommen. Ist mal eine Pflanze etwas krumm gewachsen, nimmt keiner sie mit. Auch das finde ich so ätzend, dass allein schon der Gedanke an sowas mir die Laune verdirbt.
Was wird aus diesem Gelände am Hauptbahnhof? Sollten dort nicht Wohnungen für Studierende gebaut werden? Lagen nicht schon konkrete Pläne vor? (Mitte Mai fotografiert von der Burtscheider Brücke aus)
Wer auf sein Anliegen aufmerksam machen will, muss sich was einfallen lassen. Die Stadtverwaltung in Aachen wollte ein kleines Bächlein in Haaren unter die Erde verlegen, die Anwohner wollten das nicht. Sie baten den Aachener Künstler Karl von Monschau um Hilfe. Der füllte Wasser des Bächleins in 50 kleine Flaschen ab, fügte noch ein wenig Blattgold hinzu und nannte das Ganze „Haarener Blattgold“. Jetzt wurden die kleinen Flaschen
„Haarener Blattgold“ von Karl von Monschau, jetzt zu sehen im Fenster der Galerie von der Milwe
während der Sitzung des Rates der Stadt verteilt. Der Oberbürgermeister nach einer Weile: „Jetzt reicht es aber.“ Demnächst hat ein Richter das letzte Wort, denn die Haarener gehen für das Rinnsal vor Gericht.
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A propos Wasser: Bei der Neugestaltung des Nikolausviertels ist mal gar nicht die Rede von der Quelle „Großer Monarch“, die sich in dem Viertel befindet. Noch blubbert sie unter einem Hinterhof-Kanaldeckel vor sich hin. Soll das so bleiben? Der „Große Monarch“ ist eine der heißen Quellen, denen Aachen seinen Namen verdankt und die die Stadt berühmt gemacht haben.
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Die Bahn verkehrt ab sofort sechs Wochen lang nicht mehr zwischen Aachen und Düren – in beiden Fahrtrichtungen. Der Grund: Gleisbauarbeiten. Busse bringen die Reisenden von Aachen (ab Hackländerstraße) nach Düren. Von dort geht es dann weiter mit dem Zug zum Flughafen und ab da in die Ferien. Fahrräder dürfen übrigens im Bus nicht mitgenommen werden. Wichtig: Stolberg, Eschweiler und Langerwehe sind auch während der Bauzeit per Bahn zu erreichen.
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Kunst. Eigentümer ist allerdings nicht das Land NRW und auch nicht der WDR.
Die Kunstschätze der ehemaligen WestLB werden übrigens nicht verkauft. West LB-Nachfolgerin Portigon, eine Stiftung, ein Museum und eine Bank drehen die Sache so, dass die 380 Kunstwerke und drei Musikinstrumente im Besitz des Landes NRW bleiben. Und das Land NRW, also wir alle, zahlen pro Jahr 300.000 Euro an Zinsen für den Kredit, der in der Angelegenheit aufgenommen werden musste. Damit die Bilder, die wir schon mal bezahlt haben, in unserem Besitz bleiben. Schön blöd.
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Auch der WDR ist im Besitz von Kunst. 600 Werke sollen in den Fluren des Senders hängen, 50 sollen in London versteigert werden, damit man mit den Rundfunkgebühren auskommt und das Programm anspruchsvoll bleibt. Schön wär’s, aber gegen die Versteigerung erhebt sich Widerspruch. NRW-Ministerin Ute Schäfer hat sich schon eingemischt. Ich werde demnächst davon absehen, Kunst zu kaufen. Sie ist ja anscheinend neuerdings unverkäuflich.
* Zwei Millionen Euro kostet die Stadt Aachen, also uns alle, pro Jahr das Stadion der Alemannia (an Unterhaltskosten). Jetzt wurde ausgehandelt, dass der Verein 12.500 Euro Miete im Monat zahlen muss. Das sind 150.000 Euro im Jahr. Nach einem Aufstieg in die 3. Liga wären 25.000 Euro pro Monat fällig. Nach einem Durchmarsch in die 2. Liga würden die Schwarz-Gelben 800.000 Euro im 1. Jahr zahlen müssen. Danach 1,3 Millionen Euro. Außerdem kämen – aber sich darüber Gedanken zu machen ist völlig überflüssig – ab dem 2. Jahr in der 2. Liga noch Erlöse hinzu.