Hängt wahrscheinlich schon lange dort, ist mir aber jetzt erst aufgefallen: der kurze Text über dem Hauptportal des Aachener Stadttheaters. Tja, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Allerdings: Es gibt zunehmend nur noch 2 Sorten von Menschen. Die einen verfügen über viel interkulturelle Kompetenz, sie können sich leicht auf Menschen aus gänzlich fremden Kulturen einstellen. Sie sprechen von Startups, Digital Hub, Fake-News, Podcasts, online Banking usw, nutzen diese Einrichtungen und wissen nicht nur, was damit gemeint ist. Sie leben in Patchwork-Familien, befürworten die Homoehe, gendern immer und wissen, warum sie das tun, sprechen gut Englisch, sharen sich Autos . . . und es gibt die 2. Sorte.
Für diese, meist etwas älteren Menschen (wohl überwiegend Männer), sind das alles Stücke einer durch und durch fremden Welt, die ihnen zunehmend sogar noch fremder wird, die ihnen Angst macht. Die digitale Welt ist ihnen ein Rätsel. Und sie kommen nicht damit zurecht, dass Männer plötzlich Männer heiraten können, dass Gespräche in Firmen plötzlich in Englisch geführt werden, dass Frauen auf einmal Chefs sind, und Menschen aus 30 Nationen zusammenarbeiten sollen . . . . (Ein Beispiel : Alexander Gauland.) Es geht um Personen (teils immerhin sogar Professoren), die daran gewöhnt waren, dass ihre Sicht auf die Welt als die richtige anerkannt ist. Und die diese Deutungsmacht verloren haben, bzw. sehen, wie sie ihnen zwischen den Fingern zerrinnt.
In ihrer Hilflosigkeit erwarten sie sich vorzugsweise vom „Wegschicken“ ausländisch aussehender Menschen etwas Positives. Warum? Diese Menschen sind womöglich am ehesten „sichtbare Zeichen“ einer krass international gewordenen Welt. Man erkennt sie meist auf Anhieb auf der Straße.
Kurz gesagt: Das Schild stellt eine wichtige Frage, es gibt für nicht wenige Menschen ein Problem, und ich hoffe, dass z. B. die Soziologie hier eifrig forscht und Lösungsvorschläge macht.