Aus der Serie: Aachen von hinten

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Unglaublich, was für ausladend große Hinterhöfe es im Frankenberger Viertel gibt. Da ist Platz satt. In diesem Fall (s. oben) für 50 Garagen. Alles sieht sehr häßlich aus, in einer dieser Garagen scheint sogar jemand zu wohnen. In der Mitte: Die kaputten Reste einer Tankstelle (vermutlich) aus den 50er Jahren. Und natürlich ist Kindern das Spielen verboten.

Wenn wir unsere Wohnungen so aufteilen würden wie unsere Städte, dann würde jeweils die Garage einer 120-Quadratmeter-Wohnung 90 Quadratmeter groß sein. Der Rest bliebe für Kinderzimmer, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Bad, Diele. Oder so.

Unten ist ein Hinterhof aus der Rosstraße zu sehen. Sensationell fies, dieser Ort. Ich bin kein Architekt und frage mich deshalb, warum die Eigentümer diese so zentrumsnahen Grundstücke nicht dezent bebauen. Der Lärm der Straßen dringt jedenfalls nur sehr verhalten in die Hinterhöfe.

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Ein kleines Land, eine große Katastrophe

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Schaufenster am Tag nach dem Terroranschlag (mit über 30 Toten) in Aachen in der Heinrichsallee gesehen.

Wir denken an Belgien und die Menschen in Brüssel. Dort haben Attentäter zugeschlagen. Brüssel haben sie sich nicht ausgesucht, weil dort die EU ihren Sitz hat oder weil Brüssel quasi die Hauptstadt Europas ist. Es traf Brüssel, weil es nirgends in Europa so leicht ist, einen Terroranschlag zu planen und durchzuführen. Nirgendwo ist es so leicht wie in Belgien.

Die Behörden in dem Nachbarland waren vorgewarnt, man hat ihnen den  Namen eines Attentäters im Vorhinein genannt, man hat die Warnungen nicht beachtet. Nicht beachten können wegen der chaotischen Verhältnisse in dem Land, wo sich jeder im Umgang mit den Behörden durchtrickst.

Belgien ist das Land, wo es erst kürzlich über 500 Tage lang keine Regierung gab. Da sind alle aufs Improvisieren angewiesen. Und das macht uns die Belgier so sympathisch: Dass sie ohne die strenge Organisation öffentlicher Angelegenheiten auszukommen scheinen.

Das ist alles nur so lange schön, wie es nicht wirklich gefährlich wird. Doch wenn plötzlich aus unerklärlichen Gründen 40 Jahre alte Atomkraftwerke wieder angefahren werden (eine offizielle Genehmigung konnte Städteregionsrat Etschenberg nicht vorgelegt werden)  oder wenn es um Terrorgruppen geht, deren Mitglieder sich inmitten von Menschenmassen aus dem Leben bomben, dann ist die belgische Leichtigkeit eine Gefahr.

Die Spuren der letzten großen Terroranschläge  (Paris, London usw) führen alle nach Belgien. Mich wundert das gar nicht.

Jetzt hoffe ich, dass Ostern  friedlich bleibt, und ein bisschen sonnig. Und wünsche schöne Feiertage.

Nicht schlecht, dieses Kanada!

Es ist außerordentlich schön, Freunde zu haben, die sich im Ausland umsehen und einen teilhaben lassen an dem, was dort beobachtet werden kann. Dieser Tage hat sich Henning Brinkmann aus Aachen nach Toronto begeben und freundlicherweise einige Fotos geschickt. Zunächst ist zu sehen, dass es auch in Toronto Graffitis gibt.

Die Menschen einer Stadt, die sich solche Bilder leistet, sind mit Sicherheit modern und aufgeschlossen.
Die Menschen einer Stadt, die mit solchen Bildern leben, sind mit Sicherheit modern und aufgeschlossen.            Alle Fotos: Henning Brinkmann 

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Toronto ist die größte Stadt Kanadas, und sollte ich mal auswandern müssen, dann dahin. Ein berühmter Aachener hat dort nämlich schon seine Spuren hinterlassen: Ludwig Mies van der Rohe war an Bauten beteiligt, die heute das Centrum des Finanzdistrikts bilden.

In Toronto prominent vertreten: Ludwig Mies van der Rohe, der in Aachen geboren ist.
In Toronto prominent vertreten: Ludwig Mies van der Rohe, der in Aachen geboren ist. Leider habe ich kein besseres Foto von dem Gebäude als das hier.

Was den freien Zugang zum Internet betrifft, so ist wohl kein Land so rückschrittlich und restriktiv wie Deutschland. China, Iran, Nordkorea und einige arabische Staaten einmal ausgenommen. In Deutschland ist der freie und kostenlose Zugang zum Internet die Ausnahme, jeder verschliesst sein W-Lan so gut er kann. Dazu wird man wegen sonderbarer Haftungsbestimmungen gezwungen. So werden Kreativität und Erfindergeist erstickt. Mit dem Ergebnis, dass aus dem Land der Erfinder  (Ottomotor usw) im digitalen Zeitalter nichts Großartiges mehr kommt.

In Toronto ist das Internet offen zugänglich, und jeder ist aufgefordert, es zu nutzen.

Hinweise in zwei Sprachen am Flughafen. In Deutschland undenkbar.
Hinweise in zwei Sprachen am Flughafen. In Deutschland ist das undenkbar. 

Im Foto unten kann man sehen, dass der Flughafen-Wartebereich mit iPads ausgestattet ist. Die können kostenlos benutzt werden. Es zeigt sich eine Haltung, von der man in Deutschland nicht zu träumen wagt.

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Eine Kuriosität sind sicherlich die Geldscheine in Kanada. Es gibt Geldscheine mit einem transparenten Streifen. Und die Geldscheine sind aus einem Material, das nicht knittert.

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Carte Blanche: Folge VII in neuen Räumen

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Darauf dürfen sich Kunstfreunde freuen: Am Freitag, 18. März, wird um 19.30 Uhr in Aachen Folge VII der Serie „Carte Blanche“ eröffnet. Kurator Karl von Monschau ist von der Kirche als Ausstellungsort in die Räume Wilhelmstraße 26 (direkt neben dem Suermondt-Ludwig-Museum) gewechselt. Der Kirche, also dem Pfarrgemeinderat war die Kunst anscheinend nicht mehr recht, aber das weiß ich nicht, kann nur spekulieren.

Unter dem Titel „Carte Blanche“ gibt es jedes Jahr genau eine Ausstellung zu sehen. Karl von Monschau hat dieses Jahr alles unter das Motto „Paarweise“ gestellt. Entsprechend stellen Paare aus. Am vergangenen Freitag wurden schon die ersten schweren Teile in die Räume geschleppt.

Zu sehen sind Arbeiten von:

Bernd Radtke / Christoff Guttermann,
Brele Scholz / Paul Hubweber,
Dorothée Momm / Dietmar Momm,
Gerlinde Zantis / Michael Dohle,
Harald Klein / Franz Kochseder,
Johanna Buchholz / Peter Buchholz,
Kathrin Philipp-Jeiter / Karl-Heinz Jeiter,
Kiki Bragard / Matthes Straetmans,
Monika Petschnigg / Michael Petschnigg,
Renate Müller-Drehsen / Gundolf Bruchhaus,
Robert Gallinowski / Weig Reinland,
Susi Sous / Albert Sous,
Vera Sous/ Roland Mertens.

In der Wilhelmstraße 26 in Aachen zeichnet üblicherweise Professor Wolfgang Becker, Ex-Museumschef vom Ludwig Forum, verantwortlich. Das ist auch bei der „Carte Blanche VII“ so, Karl von Monschau ist lediglich Gastkurator. Bis Sonntag, 17. April, werden die Arbeiten zu sehen sein. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, immer von 15 bis 18 Uhr.

s. auch hier: http://www.compartiment.de/ausstellungen/aktuelle-ausstellungen/index.html

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Zugleich rate ich, die Ausstellung im „Raum für Kunst“ in der Elisengalerie zu besuchen. Das ist nur noch bis kommenden Samstag, 19. März, möglich. Zu sehen sind ganz wahnsinnig interessante schwarz/weiß Fotos von Loredana Nemes. Die Fotokünstlerin, Jahrgang 1972, stammt aus Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien, lebt jetzt in Berlin, zuvor viele Jahre in Aachen. Sie wird am Freitag in ihrer Ausstellung anzutreffen sein.

Blick in die Ausstellung im "Raum für Kunst" der Sparkasse Aachen.
Blick in die aktuelle Ausstellung im „Raum für Kunst“ der Sparkasse Aachen.

Im schön gestalteten Katalog zur Ausstellung steht: „Zwischen sozialer Travestie, einfühlsamer Ausdrucksstudie und der Begegnung mit dem ‚Anderen‘, dem anderen Geschlecht und einer anderen Kultur, bewegen sich die Arbeiten von Loredana Nemes . . .“. Gezeigt werden hauptsächlich Portraits junger Menschen, analog und nicht digital aufgenommen.

„Raum für Kunst“ der Sparkasse Aachen, Elisengalerie, Friedrich-Wilhelm-Platz. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Samstag von 12 bis 17 Uhr. Leiterin: Helga Scholl. Mehr hier.

Die Zeichen an der Wand

Gesehen in der Lothringer Straße, Frühjahr 2016. Heute werden vermutlich eine Million Menschen die AfD wählen, die "Alternative für Europa". Die ist nun eins gewiss nicht: eine Alternative zu irgendwas und auch nicht zu Europa. Die AfD wird bald wieder verschwinden, sagen die einen. Die AfD ist eine Reaktion auf eine liberale CDU und wird bleiben, sagen die anderen. Es kommen spannende Zeiten.
Gesehen in der Lothringer Straße, im Frühjahr 2016.

Heute werden vermutlich eine Million Menschen die AfD wählen, die „Alternative für Deutschland“. Die ist nur eines gewiss nicht: eine Alternative zu irgendwas und auch nicht zu Europa. Die AfD wird bald wieder verschwinden, sagen die einen. Die AfD ist eine Reaktion auf eine allzu liberale CDU und wird bleiben, sagen die anderen.

Es kommen spannende Zeiten. Deutschland hat eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Möglich, dass vorerst Schluss ist mit der Willkommenskultur, allein weil sonst das ganze Land politisch krass nach Ultrarechts abdriftet. Jede Woche brennen Flüchtlingsunterkünfte, Brandstifter werden fast nie ermittelt.

Obwohl die Flüchtlinge mit Unterkunft, Kleidung und Essen versorgt werden, muss in Deutschland niemand ein Opfer bringen. Es gibt keine Sondersteuer, wer früher zweimal im Jahr in Urlaub fuhr, kann sich das auch heute noch leisten. Niemand muss sich einschränken oder neuerdings wegen der Flüchtlinge auf etwas verzichten. Und trotzdem gibt es einen Riesenhass auf diese Menschen.

Für Haiti und Nepal und andere Katastrophenopfer wurde gespendet, sehr freigebig und schnell. Warum lässt man jetzt Menschen, die vor dem Krieg flüchten, hilflos in Griechenland allein? Warum wird den Griechen nicht geholfen? Woher kommen die Hartherzigkeit und Gnadenlosigkeit auf einmal?

Überall in Deutschland werden jetzt Wohnungen gebaut. Eine Entwicklung, die man nur begrüßen kann. Die Arbeitslosigkeit sinkt und sinkt, allein in Aachen haben Sicherheitsfirmen und DRK an die 500 Personen eingestellt, vorzugsweise Leute mit Fremdsprachenkenntnissen. Schwierige Arbeitsplätze wie Bäcker und Helfer in Supermärkten werden mit Flüchtlingen besetzt. Ist das so schlecht? Nicht alle haben Schwierigkeiten mit unserem Lebensstil. Einige aber doch, das kann nicht verschwiegen werden.

Wo sich noch vor Jahren das Finanzsamt Aachen-Stadt befand, werden jetzt Wohnungen hochgezogen. Und nicht nur da. Die Stadt macht sich bereit zum Wachsen. Eine erfreuliche Entwicklung.
Wo sich noch vor Jahren das Finanzamt Aachen-Stadt und dann lange Zeit eine Brache befand, werden jetzt Wohnungen hochgezogen. Und nicht nur da. Die Stadt macht sich bereit zum Wachsen. Eine erfreuliche Entwicklung.

 

 

Explodierende Sonne

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Das ist ja mal eine Wandgestaltung: Im Frankenberger Viertel in Aachen – quasi im Vorbeigehen – aufgenommen, erinnert das Teil krass an den großen amerikanischen Popart-Künstler Roy Lichtenstein.

Zu sehen ist eine Sonne, die offensichtlich weißes und gelbes Licht produziert, selber rot ist und auch rote Strahlen aussendet. Wie man es bei der Popart erwarten kann, sprengt das Bild den Rahmen. Aber auch wieder nicht, denn die Straße und das Haus werden zum Beispiel nicht bemalt. Hier ein Beispiel für die Kunst Roy Lichtensteins: http://www.image-duplicator.com/main.php?work_id=3539&year=1965&decade=60

Wenn man an der Garage entlang geht, springt einen das Bild schon ganz schön an. Es ist nicht zu übersehen. Die Farben vermitteln ein positives Gefühl. Insofern man sofort an Roy Lichtenstein und an die Popart erinnert wird, kommt Freude auf. Es ist die Kunst der 60er Jahre, an die man erinnert wird, und die 1960er Jahren waren in Deutschland eine gute Zeit.

Unten mal ein Blick von der Seite auf das Bild:

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Diese Ausfahrt sollte in der Tat immer freigehalten werden, allein schon, damit das Bild nicht verdeckt wird.

Update I: Via Facebook wurde mir jetzt mitgeteilt, dass das Wandbild von „Robin von Gestern“ ist. Hier entlang: https://www.facebook.com/gestrn?fref=ts

Update II: Das Wandbild befindet sich in der unteren Lothringer Straße. Falls ihr auch eine Wand, eine Türe, eine Garagentür oder einfach eine Freifläche habt, dann macht euch der Künstler ein ähnlich schönes Bild da drauf. Meldet euch bei ihm via Facebook.