Politik in Aachen: Es geht ganz schön rund

Was wird jetzt eigentlich aus dem Feierabendmarkt, den die Aachener FDP angeregt hatte? Die Händler auf dem Markt wollen ihn nicht. Die Stadtverwaltung will ihn auch nicht. Nur die Politiker aller Parteien (soweit zu sehen) meinen, das wäre vielleicht doch eine gute Idee.

Die Piraten fordern unterdessen, dass der Markt nicht mehr auf dem Aachener Marktplatz, sondern am Elisenbrunnen stattfindet. Eine Idee, der

gemüse Aachen
Mehr Markt für Aachen: Das Angebot wird erweitert.

außer den Händlern wiederum im Rathaus niemand zustimmt. Ein Kuddelmuddel.

Entschieden wird, dass es auf dem Münsterplatz einen Feierabendmarkt geben wird, wenn sich genug Händler dafür finden. Es gibt ja Beschicker, die bisher mit ihren etwas ausgefallenen Waren auf dem Marktplatz wegen Überfüllung nicht landen konnten. Und die dürfen demnächst auf den Münsterplatz. Nicht schlecht, finde ich, weil ich  für Angebotsvielfalt in der Innenstadt plädiere.

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Mann war das eine komische Reit-Europameisterschaft! Erst die Selbstdarstellung der Frau Verteidigungsministerin am Eröffnungstag, dann wurden 25 Euro verlangt für die seit ewigen Zeiten kostenlosen Kutschenwettbewerbe im Gelände, in der Soers gab es diesmal so viele Sicherheitskräfte, dass man bei jedem Schritt zur Seite von denen zur

Gespannfahren Aachen
War früher ein Familienvergnügen, kostete diesmal 25 Euro pro Person: das Gespannfahren im Gelände.

Ordnung gerufen wurde, und die Deutschen Springreiter lieferten keine überzeugenden Ergebnisse. Das Turnier wird seit Jahren sowieso immer mehr zur Kommerz-Veranstaltung.

Es ist – im Ernst – eine Verkaufsveranstaltung mit angeschlossenen Wettkämpfen geworden. Es werden die Sortimente eines kompletten Großkaufhauses angekarrt und aufgebaut. Dieses Jahr war es besonders schlimm. Man hätte in der Soers ganz Aachen mit Reiter-Klamotten versorgen können.

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Der neue Leiter des Ludwig Forums (ab 1. Februar 2016) steht fest: Es ist Dr. Andreas Beitin, der aus Karlsruhe nach Aachen kommt (bitte selbst googeln). Er wurde in einem komplexen Auswahlverfahren gefunden. Auch der nächste neue Beigeordnete, der demnächst eingestellt werden muss, sollte sich diesem Verfahren unterziehen. Aus unerfindlichen Gründen bleibt es ihm erspart. Steht der Auserwählte vielleicht schon längst fest? Für unmöglich halte ich das nicht.

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Man soll ja nicht nur meckern, aber das fällt schwer bei der neuen App der Stadt. Was für ein Murks! Eine App, die alleine eigentlich nichts kann. Sie scant die – bislang – drei verschiedenen Postkarten oder die Bilder auf der Webseite und spielt dann ein paar Animationen/Videos ab. Am Ende erscheint noch ein Text mit relativ simplen „Fakten“ . . .

Einige Piraten fragen sich, ob jemand als Tourist erstmal 20MB (unter iOS), oder sogar 30MB unter Android für diesen Spaß lädt? Unwahrscheinlich. Auf der Webseite heißt es noch, die Postkarten seien „erhältlich“, das klingt nach Verkauf, sonst würden sie eher „ausliegen“.

Abschließendes Urteil: Der Informationswert ist eigentlich Null, wirklich unterhaltsam ist das auch nicht. Nur teuer war’s, ich glaube 30.000 Euro, aber da bin ich mir nicht sicher.

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Nein, ein „Jahrhundertproblem“, „eine Wahnsinns-Mammutaufgabe“ –

Info Flüchtlinge Aachen
Bei diversen Versammlungen werden die Bürgerinnen und Bürger informiert. Die Verwaltung gibt sich große Mühe, alle Fragen zu beantworten und zum Helfen zu motivieren.

wie von einigen jetzt geschwafelt wird – das ist die Ankunft von 2500 Flüchtlingen in Aachen bis Ende diesen Jahres wirklich nicht. Erstens kommen jetzt schon zum dritten Male nach dem Weltkrieg so viele Flüchtlinge, 1988 waren z. B. 18 Turnhallen voll, und Aachen ist daran nicht zugrunde gegangen. Zweitens sind 2500 gerade mal ein Prozent der Bevölkerung. „Das ist doch eigentlich gar nicht so viel“, sagte jemand von der Stadtverwaltung bei einer Info-Veranstalung, und der hat Recht.

Es ist keine „herkulische Aufgabe“, sondern schlicht eine echte Herausforderung. So viele Aachener wollen helfen, dass ich den Eindruck habe, alles habe nur auf diese Aufgabe gewartet, um jetzt mal gemeinsam was anzupacken und zusammen zu schaffen. Sehr beeindruckend war da die Info-Veranstaltung in Richterich, wo eine große Bereitschaft besteht, sich um die 230 Menschen zu kümmern, die demnächst in ein ehemaliges Logistikzentrum (Roermonder Straße) einziehen werden.

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Ansonsten:
Vogelsang wird teurer als geplant und nicht pünktlich fertig.
– Das Eisenbahndepot in Aachens Ostviertel wird teurer als geplant und erst später fertig.
– Auf die Möglichkeit der Beschlagnahme kirchlicher, leerstehender Gebäude (wie von den Piraten vorgeschlagen) gehen Politik und Verwaltung noch immer nicht ein. Aber Geduld. Das kommt auch noch, wenn erst eine Zeltanlage neben einem leerstehenden Gebäude errichtet wird. Eine Beschlagnahme für einige Monate ist dem Oberbürgermeister rechtlich erlaubt (wenn Obdachlosigkeit droht) und ist übrigens vergleichbar mit einer erzwungenen Vermietung. Das Gebäude verbleibt im Besitz des Eigentümers, dem eine Miete gezahlt wird.
– Die Städteregion muss und will sparen, z. B. Schulen zusammenlegen und die zerfaserte Wirtschaftsförderung den Kommunen überlassen. Außerdem dem LVR die Förderschulen übertragen, die der LVR ja tatsächlich finanzieren muss. Dann will man die Tourismusförderung neu organisieren und vieles Sinnvolles mehr (rund 100 Vorschläge) wie: Wegfall ausufernder und personalintensiver empirischer Forschung. Aber warum der freien Wohlfahrtspflege die Mittel gekürzt werden sollen, ist mir ein Rätsel. Da wird es noch harte Diskussionen geben.

Ein Aachener in Reykjavik: läuft und fotografiert

reykjavikEin Gebäude in Reykjavik

Henning Brinkmann aus Aachen hat jetzt in Reykjavik an einem Marathonlauf (42 Kilometer) teilgenommen und auch bis zum Ende durchgehalten. Er hat jetzt noch ein paar Tage Urlaub angehängt und schickt famose Fotos aus der Stadt, die selbst ein Fotomuseum mit einem Bestand von 4,5 Millionen Fotografien hat. Die Fassade des Museums, das auch eine Bibliothek und das Stadtarchiv von Reykjavik enthält, seht ihr oben.

42 Kilometer zu laufen und sich dann noch für Museen zu interessieren, das nenne ich mal vielseitig ;-)) . Einzelheiten über das Museum erfahrt ihr hier: http://www.inreykjavik.is/fotografiemuseum-reykjavik-ljosmyndasafn-reykjavikur/

Reykjavik

Eine weitere spektakuläre Wandgestaltung in Reykjavik. Was es mit den dargestellten Personen auf sich hat, ist mir nicht bekannt. Scheint aber ein prominentes Paar zu sein.

Update: Es ist nun doch gelungen, Infos zu den Murals in Reykjavik im Netz zu finden. Sehr interessant. Hier klicken. 

Bis Sonntag: Prima Konzerte in der Innenstadt

Riesenrad Aachen

In Aachen rund um Dom und Rathaus ist meistens viel los. Aber derzeit, also bis Sonntag, 23. August, besonders. Und wer keine Lust auf Musik hat, kann einen Runde auf dem  Riesenrad drehen. Es steht auf dem Katschhof und sorgt für pittoreske Bilder. Der Andrang zum Riesenrad ist bei Dunkelheit groß, die Warteschlange entsprechend lang.

Das kann extrem lustig werden: Heute, Donnerstag, ab 20 Uhr auf dem Markt in Aachen, Spielshow mit Bernd Büttgens und Uwe Brandt. Öcher-Platt-Freunde wissen Bescheid. Titel der Show: „Vür sönd Europe!“. Auf dem Katschhof ab 20.30 Uhr: „Zap Mama“ NIX WIE HIN. Auf dem Münsterplatz ab 20.30 Uhr: Yves Paquet.

Aachen Dom Riesenrad

Wer gern fotografiert, und zwar mit einem gewissen Anspruch was die Motive betrifft, der wird jetzt fündig. Unten: Fensterfront in der Aachener Innenstadt.

Licht Aachen Innenstadt

 

Junge Flüchtlinge: Kann Aachen ein Kompetenzzentrum werden?

Gestern im Bürgerforum erfahren: Wegen der Grenzlage kommen in Aachen viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an, und die Stadt hat hinsichtlich dieser Jugendlichen schon Herausragendes geleistet. Man hat sich z. B. im Jugendamt eine große Kompetenz erarbeitet und könnte nun möglicherweise „Kompetenzzentrum“ werden.

Das bedeutet, dass Aachen andere Jugendämter beraten könnte, so dass andere von Aachen lernen können. Dazu

Auch von diesem leerstehenden Gebäude an der Adenauer Allee war die rede. Es kommt für Flüchtlinge nicht infrage, denn innen sind alle Leitungen und Kabel aus den Wänden gerissen, außen fallen Platten ab. Die Sanierung würden 2 Jahre dauern und Millionen kosten.
Auch von diesem leerstehenden Gebäude in Nähe der Adenauer Allee war – auf Anfrage eines Bürgers – bei der Versammlung die Rede. Es kommt als Unterkunft für Flüchtlinge nicht infrage, denn innen sind alle Leitungen und Kabel aus den Wänden gerissen, außen drohen Platten abzufallen. Die Sanierung würden zwei Jahre dauern und Millionen kosten.

gäbe es vermutlich (???) Extra-Geld von Land und Bund und zusätzliche Arbeitskräfte. Insbesondere würden aber dann gezielt minderjährige Flüchtlinge in Aachen verbleiben und diese nicht gleichmäßig über das gesamte Land verteilt.

In der Tat hat Aachen in den vergangenen Monaten 60 Prozent aller minderjährigen alleinreisenden Flüchtlinge in Empfang genommen und ihnen geholfen, einen Asylantrag zu stellen. Dabei ist es zu keinen krassen Fehlleistungen gekommen, im Gegenteil: Man ist auch außerhalb Aachens beeindruckt. Knapp 500 Minderjährige werden in Aachen derzeit betreut.

Aachen hat Kapazitäten geschaffen, so war zu erfahren. Es ist gelungen, ein System von Hilfen rund um die jungen Flüchtlinge aufzubauen. Das Jugendamt hat ein Dutzend neue Vormünder eingestellt. 33 internationale Förderklassen gibt es an Aachens Schulen, und die Lehrerinnen und Lehrer sind hochengagiert. 150 zusätzliche Heimplätze für unter 18-Jährige wurden angeblich in der Region aus dem Boden gestampft.

Vielleicht ist Aachen als Stadt für junge Flüchtlinge auch deshalb besonders geeignet, weil in der Region schon 50.000 Studierende leben. Wie dem auch

Aachen Haaren Flüchtlinge
In den Aachener Stadtteilen finden Info-Veranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger statt. Die Stadtverwaltung gibt sich große Mühe. Hier in der Grundschule in Haaren.

sei: Das Nachdenken und Bewerben um Anerkennung als Kompetenzzentrum finde ich eine gute Sache.

Dem steht entgegen, dass es einen Gesetzentwurf gibt, die Minderjährigen ab Januar 2016 wie mit der Gießkanne über ganz Deutschland zu verteilen. Doch die Situation ändert sich fast täglich, und es ist noch sehr die Frage, ob die Bundespolitiker bei ihrer Entscheidung bleiben werden.

Gestern war noch zu erfahren, dass Aachen nach dem Krieg schon zum 3. Mal mit großen Mengen von Flüchtlingen fertig werden muss. Ende der 1980er Jahre sollen beispielsweise 18 Turnhallen voll mit Menschen gewesen sein, für die es damals zunächst keinen Wohnraum gab.

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Einen prima Flyer hat die Stadtverwaltung erstellt mit Adressen für alle, die Flüchtlingen helfen wollen. http://www.aachen.de/images/pressefotos/fluechtlingsinfo.pdf

Dies und das und Theodora

Im Sommer ist hierzulande das Tageslicht heller als in den anderen Jahreszeiten. Das Licht lässt dann im Dom von Aachen sogar innen die Farben leuchten (s. unten). Es macht sehr viel Spaß, alles zu fotografieren, die Fotos mit nach Hause zu nehmen und sie sich am Monitor anzusehen. Das Innere wirkt fast schon bunt. Es erinnert an den Dom von Ravenna, nur ist alles deutlich kleiner. Und die schöne Kaiserin Theodora – geschmückt mir Perlen und Edelsteinen – ist ebenfalls in Aachen nicht abgebildet. Leider.

dom aachen

 

Diese sonderbaren Formen habe ich neulich in einem Garten in Belgien in der Nähe von Eupen gesehen (s. unten). Die haben mir sehr gefallen. Wenn es sehr heiß ist, kann man sich unter den hinteren Baum legen. Man hat Licht und es ist angenehm kühl.

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Spaziert man durch Aachen, dann trifft man immer wieder interessante Leute (s. unten). Heute: Vater und Sohn, beide Künstler. Karl von Monschau (r.) mit seinem Sohn, dem trotz seiner Jugend schon ziemlich berühmten Schauspieler Maximilian Scheidt.

maximilian scheint mit seinem Vater

Wieso haben wir in der Bundesrepublik eigentlich einen so großen Mangel an Wohnungen? In den letzten 20 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl in Deutschland quasi nicht verändert. Man geht von 81 Millionen Menschen aus. In derselben Zeit wurden aber ungefähr 6 Millionen zusätzliche Wohnungen gebaut. Wieso dann noch Wohnungsnot, wieso reicht das nicht?
Alle Wohnungen in den großen Städten wie Aachen, Köln oder München sind voll. Auffallend viele Shopping-Center und Bürogebäude in Deutschland stehen leer. Für Flüchtlinge müssen Container und Zelte aufgestellt werden.
Ein Widerspruch, den ich mir nur so erklären kann, dass immer mehr Menschen allein wohnen wollen und das auch tun. Und zwar in relativ großen Wohnungen (man gönnt sich ja sonst nichts).  Unten: Ein leerstehendes Gebäude in Aachen.
leer_in_aachen
Ich finde, entweder reißt man das Gebäude ab und verkauft das Grundstück an jemand, der da bauen will. Oder man renoviert das Gebäude und lässt Menschen darin leben. Aber es jahrelang einfach so leer rumstehen zu lassen . . . das halte ich nicht für sinnvoll.