Gestern im Bürgerforum erfahren: Wegen der Grenzlage kommen in Aachen viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an, und die Stadt hat hinsichtlich dieser Jugendlichen schon Herausragendes geleistet. Man hat sich z. B. im Jugendamt eine große Kompetenz erarbeitet und könnte nun möglicherweise „Kompetenzzentrum“ werden.
Das bedeutet, dass Aachen andere Jugendämter beraten könnte, so dass andere von Aachen lernen können. Dazu

gäbe es vermutlich (???) Extra-Geld von Land und Bund und zusätzliche Arbeitskräfte. Insbesondere würden aber dann gezielt minderjährige Flüchtlinge in Aachen verbleiben und diese nicht gleichmäßig über das gesamte Land verteilt.
In der Tat hat Aachen in den vergangenen Monaten 60 Prozent aller minderjährigen alleinreisenden Flüchtlinge in Empfang genommen und ihnen geholfen, einen Asylantrag zu stellen. Dabei ist es zu keinen krassen Fehlleistungen gekommen, im Gegenteil: Man ist auch außerhalb Aachens beeindruckt. Knapp 500 Minderjährige werden in Aachen derzeit betreut.
Aachen hat Kapazitäten geschaffen, so war zu erfahren. Es ist gelungen, ein System von Hilfen rund um die jungen Flüchtlinge aufzubauen. Das Jugendamt hat ein Dutzend neue Vormünder eingestellt. 33 internationale Förderklassen gibt es an Aachens Schulen, und die Lehrerinnen und Lehrer sind hochengagiert. 150 zusätzliche Heimplätze für unter 18-Jährige wurden angeblich in der Region aus dem Boden gestampft.
Vielleicht ist Aachen als Stadt für junge Flüchtlinge auch deshalb besonders geeignet, weil in der Region schon 50.000 Studierende leben. Wie dem auch

sei: Das Nachdenken und Bewerben um Anerkennung als Kompetenzzentrum finde ich eine gute Sache.
Dem steht entgegen, dass es einen Gesetzentwurf gibt, die Minderjährigen ab Januar 2016 wie mit der Gießkanne über ganz Deutschland zu verteilen. Doch die Situation ändert sich fast täglich, und es ist noch sehr die Frage, ob die Bundespolitiker bei ihrer Entscheidung bleiben werden.
Gestern war noch zu erfahren, dass Aachen nach dem Krieg schon zum 3. Mal mit großen Mengen von Flüchtlingen fertig werden muss. Ende der 1980er Jahre sollen beispielsweise 18 Turnhallen voll mit Menschen gewesen sein, für die es damals zunächst keinen Wohnraum gab.
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Einen prima Flyer hat die Stadtverwaltung erstellt mit Adressen für alle, die Flüchtlingen helfen wollen. http://www.aachen.de/images/pressefotos/fluechtlingsinfo.pdf