Den mit 20.000 Euro dotierten Walter-Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen erhält in diesem Jahr der Wiener Schriftsteller und Essayist Robert Menasse. „Verdient“, kann ich da nur sagen.
Die Mitteilung machte – laut Presseamt der Stadt Aachen – bei einer Pressekonferenz die Vorsitzende der Walter-Hasenclever-Gesellschaft, Dr. Barbara Schommers-Kretschmer. Menasse veröffentlichte im vergangenen Jahr unter dem Titel „Die Hauptstadt“ einen satirischen Roman über die EU. Dieses Buch ist vergnüglich zu lesen: Der Autor macht sich über die EU lustig, aber man spürt beim Lesen, dass er die EU für ein ungeheuer wichtiges und gutes Projekt hält.
Die Jury würdigt jetzt das Gesamtwerk des 1954 geborenen Autors und seine konkrete Vision einer „konsequent Währung, Wirtschaft und Politik einschließenden Europäischen Union.“ Der Festakt zur Verleihung wird am Sonntag, 18. November 2018, im Ludwig Forum in Aachen stattfinden. Einjeder ist eingeladen.
„Robert Menasse hat eine geniale Art, Texte zu verfassen, die fast gemalt wirken und enorme Komik beinhalten, dabei aber auch wichtige Themen aus Politik und Philosophie behandeln“, stellte Schommers-Kretschmer das literarische und essayistische Werk des Autors heraus. Menasse setze sich in seinen Essays verstärkt für eine gesamteuropäische Idee ein und stelle sich entschieden gegen nationale Interessen.
Gerade in der heutigen Zeit, mit dem Aufschwung von nationalistischen Bewegungen in ganz Europa, sei eine entschiedene Stimme wie die des Österreichers besonders wertvoll. In seinem „Manifest für die Begründung einer Europäischen Republik“ schreibe Menasse die Kraft zur Veränderung der europäischen Krise nicht den sogenannten Pragmatikern zu, sondern den „Träumern“, den utopischen Denkern, den Philosophen und Dichtern.
Die Walter-Hasenclever-Gesellschaft lobt in ihrer Erklärung ausdrücklich Menasses Fähigkeit, die sonst getrennt wahrgenommenen Bereiche Literatur/Kunst, Politik und Philosophie zu einer neuen Produktivität zu verbinden, als „Think Tank neuer, humanistischer, gesamteuropäischer Perspektiven.“ Mit seiner starken Position zu Europa und der Frage „Wie stehen wir – aus der Geschichte heraus – zu Europa?“ treffe er genau das Anliegen des Namensgebers des Preises, Walter Hasenclever, so die Begründung der Jury.
s. dazu auch das Projekt von Ulrike Guérot und Robert Menasse:
https://wemakeit.com/projects/the-european-balcony-project
Über das, was mit Europa zu machen ist, hat Holger Klein (Holgi) podcastmäßig ein sehr, sehr hörenswertes Interview gemacht. Wrint, „Wer redet, ist nicht tot“, ihr wisst Bescheid.
https://wrint.de/2018/03/25/wr799-die-europaeische-republik/