
Eines der schönsten Museen des Rheinlandes, wenn nicht gar Deutschlands ist das Kolumba in Köln. Es ist ein Haus mit 22 Sälen, die sehr sparsam gefüllt sind mit Kunstwerken. Diese gehören zum Feinsten, was ich je gesehen habe. Das Museum wurde 2007 erbaut und war 2013 „Museum des Jahres“ (ausgewählt von der deutschen Sektion des Kunstkritiker-Verbandes, Präsidentin: Marie Luise Syring )
Das Haus und sein Konzept sind so angelegt, dass man sich außergewöhnlich gut auf die Werke konzentriert. Fast alle Arbeiten – moderne wie auch die mittelalterlichen und spätmittelalterlichen – sind so eindrucksvoll, dass es einen geradezu umhaut. Auf effekthascherische Ausstellungsarchitektur wurde verzichtet. Und nicht nur darauf.
Es gibt in dem Museum keine Cafeteria und keinen Shop, neben den Kunstwerken befinden sich keine Erklärungen, Namensnennungen oder Titel. Die Werke hängen an den Wänden, Skulpturen stehen im Raum, und nichts lenkt ab, gar nichts. Die Säle sind hoch wie Türme, und die Verbindung nach draußen besteht ständig, weil es riesengroße Fenster gibt. Es gibt viel Tageslicht, keine aufwendige Lichtinszenierung.
Nur einmal im Jahr, immer am 15. September, wechselt die Kunst in allen 22 Räumen (1600 Quadratmeter Ausstellungsfläche). Nur sehr wenige Werke sind ununterbrochen vorzufinden.
Die derzeitige Ausstellung (zu sehen bis 22. August) hat den Titel „Der rote Faden. Ordnungen des Erzählens“. Es geht um den roten Faden bei

Erzählungen, bei Narrationen. Eine Narration ist eine „große Erzählung“, sie berichtet davon, wie im Laufe der Jahre und Jahrhunderte über eine Angelegenheit gesprochen wird. Mit welchen Mitteln erzählt die bildende Kunst? Inwieweit unterscheiden sich ihre Strukturen und Inhalte von anderen Erzählformen, von der Literatur?
Die derzeitige Ausstellung konzentriert sich auf die Werke der eigenen Sammlung und zeigt unter anderem die spektakuläre Neuerwerbung eines spätgotischen „Christus in der Rast“. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht aber derzeit die Vita des heiligen Severin, ein mittelalterlicher Bilderzyklus. Sehenswert.
Dieses Museum vom Architekten und Pritzker-Preisträger Peter Zumthor erzählt von 2000 Jahren Baugeschichte. Es nimmt römische Fragmente und eine im Krieg zerstörte spätgotische Kirche an ihrem Fundort einfach in sich auf. Atemberaubend, wie in den oberen Etagen mittelalterliche Kunst und die Kunst der Moderne aufeinander prallen. Das wusste ich nicht, dass diese alte Kunst und die ganz neue so viel gemeinsam haben.
Natürlich hat es mich gefreut, eine Arbeit von Richard Sera, eine von Keith

Hering, Marcel Rodenbach (Video) und Victoria Bell wiederzufinden. In schönem Wechsel mit Werken der ganz alten Meister. Rebecca Horn, Anna und Bernhard Blume, On Kawara, Ilya Kabakov und Janins Kounellis habe ich sehr gern in dieser ungewöhnlichen Umgebung angeschaut. Eine richtige Entdeckung war aber Bethan Huws, das ist eine walisische Objektkünstlerin, die in Berlin lebt.
Ihr Thema ist die Sprache als Mittel der Verständigung. „Seit 1998 arbeitet Huws mit Wort-Vitrinen, handelsübliche Metallkästchen, versehen mit Glasfront und schwarzer Rückwand, die mit flexibel steckbaren, weißen Plastikbuchstaben der Vermittlung von Informationen aller Art dienen und sich zum Beispiel in Amtsstuben finden oder in Restaurants, um darin die Preise anzuzeigen. Huws füllt diese Kästen mit eigenen Inhalten.“ Und hier noch ein Video zu einer Ausstellung in der Schweiz.
Der Besuch dieses Museums lohnt sich sehr. Mehr als 60.000 Besucher werden angeblich pro Jahr gezählt.
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Kolumba. Kunstmuseum des Erzbistums Köln. Kolumbastraße 4 in Köln.
Geöffnet: täglich (außer dienstags!) von 12 bis 17 Uhr.
Eintritt: 5 Euro. Freier Eintritt bis 18 Jahre.
Kostenlos gibt es ein 20-seitiges Heft, in dem vieles erklärt wird.
Leitungsteam / Kuratoren:
Dr. Stefan Kraus
Dr. Ulrike Surmann
Dr. Marc Steinmanne
Barbara von Flüe