Das Stadion an der Krefelder Straße, also das der Alemannia, das ist natürlich ein dem SPORT gewidmeter Ort. Man kann ihn aber auch anders sehen: als Ort sozialen Lernens nämlich.
Dort geht es vordergründig um Sieg und Niederlage. Es geht in gleicher Weise darum, das gute Miteinander zu erleben bzw. erst mal zu lernen. Werde ich mit meiner Wut fertig, wenn der Schiedsrichter ein Fehlentscheidung durchsetzt? Oder werfe ich Feuerzeug und Trinkbecher und kann auch sonst nicht an mich halten und raste aus?

Jugendliche müssen und werden dort lernen, sich zwar zu ärgern, aber nicht gewalttätig zu werden. Gut begleitet, lernen sie, was Zusammenhalt und Rivalität bedeuten, wenn sie es zuhause nicht vermittelt bekamen. Dass Wettkampf Freude macht, erleben sie, dass man sich messen und mit anderen vergleichen sollte und die Freude, besser zu sein, zu genießen.
Fußball in Stadien – das birgt ein pädagogisches Potential, das weitgehend unerkannt und ungenutzt ist.
Das Stadion ist ein einzigartiger Ort, in dem eines erlebt und gelernt werden kann: Wenn man Hand in Hand zusammenarbeitet, sich gegenseitig unterstützt, dann kann man Erfolg haben.
Man lernt, was faires Verhalten ist, was unfair und was so gerade noch geht. Man kann sich mit Personen identifizieren, die leistungsbereit sind. Im schlimmsten Fall aber auch mit politisch-extremen Personen, die Gewalt propagieren und ausüben.
Die Utopie, die eingeübt wird, sieht so aus: Soziale, politische und gesellschaftliche Differenzen sind vorerst kein Thema. Im Stadion spielt es keine Rolle, wie man aussieht, ob man viel Geld hat oder wenig. Die Ultragruppierungen und Fangruppen haben sicherlich verschiedene politische Einstellungen und präsentieren diese auch gerne mit einzelnen Bannern, Plakaten oder auf Fahnen. Die Meinungen über Geschehnisse im Verein oder Grundsatzeinstellungen sind verschieden. Aber diese Unterschiede lernt man zu akzeptieren und am gemeinsamen Ziel festzuhalten.
Man muss lernen, Geduld zu haben, nach Niederlagen nicht aufzugeben, Rücksicht zu nehmen und akzeptieren, dass es manchmal Menschen gibt, die eine Ansage machen, gegen die man sich besser nicht auflehnt.
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In Aachen im Stadion der Alemannia (3. Liga) sind im Durchschnitt bei den Spielen 22.300 Personen anwesend. Der Kartenverkauft lässt erkennen, dass davon 2150 Kinder bis 11 Jahre sind (Tickets zu 1 Euro). Dazu kommen im Durchschnitt pro Spiel 1720 Karten zu 7/10 Euro, die an Jugendliche von 12 bis 17 Jahre verkauft werden.
Es sind also bei jedem Spiel knapp 4000 Minderjährige anwesend. Damit ist ein Heimspiel der Alemannia AUCH eine Kinder- und Jugend-Veranstaltung. Es gibt wohl in Aachen (außer der Kinderuni der RWTH) keine Veranstaltung mit so großer Beteiligung von Minderjährigen.
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Ein Gedanke zu “Stadion als Lehrort für soziale Werte”