Daran ist man in Aachen gewöhnt: Etwas muss irgendwie gebaut werden, die Bagger rücken an, die Buddelei geht los, da . . . stoppt die ganze Chose, denn es werden Knochen gefunden, oder Ziegel oder Teile von Gefäßen. So jetzt wieder geschehen auf der Baustelle am Theaterplatz.
Seit 200 Jahren steht das Theater Aachen an seinem Platz. „Bevor dieser klassizistische Bau errichtet wurde und bis heute das Innenstadtbild mitprägt, standen an seiner Stelle alte Klosteranlagen“, teilt das Presseamt mit. Da haben wir den Salat. Archäologen rücken an, kratzen und schaben und haben nun Reste einer mittelalterlichen Anlage freigelegt. „Die Bauarbeiten werden vor Ort engmaschig durch die archäologische Fachfirma SK ArcheoConsult begleitet“, so erfahren wir.
Etliche Leute freuen sich über solche Funde. Besonders, wenn sich neue Erkenntnisse über Aachens Vergangenheit gewinnen lassen. „Die Geschichte der Stadt muss neu geschrieben werden“, ist da schon mal zu hören. Die Autorin dieser Zeilen hätte aber allmählich lieber, wenn die Baustellen zügig . . . .
„Für die Bereiche entlang des Kapuzinergrabens sind zwei mittelalterliche Klosteranlagen überliefert, die in der Zeit um 1300 gegründet wurden“, berichtete Stadtarchäologe Andreas Schaub im Rahmen eines Pressetermins am Mittwoch (19. Februar). Mit dem städtischen Theaterplatz-Projektleiter Philip Spahr und anderen stellte er die ersten Erkenntnisse zu den archäologischen Funden und das weitere Vorgehen vor.
Stadtbrand 1656
Unter dem nördlichen Häuserblock Theaterplatz/Kapuzinergraben habe das 1899 abgebrochene Christenserinnenkloster und auf dem südlich anschließenden Theatervorplatz das ursprüngliche Webbegardenkloster gelegen, welches ab 1615 zum Kapuzinerkloster wurde. Zu letzterem hätte ein großer Klostergarten, der sich unter dem heutigen Theater bis zum alten Regierungsgebäude erstreckte, gelegen. Bis zu sieben Wirtschafts- und Nebengebäude seien bekannt. Und: „Anstelle des 1817 fast vollständig abgebrochenen Klosterareals entstand zwischen 1823 und 1825 das heutige Stadttheater.“

„Das Kapuzinerkloster war kurzzeitig ein wichtiger Ort im Zusammenhang mit dem Stadtbrand von 1656. Bei diesem blieb nämlich das Kloster verschont. Der Münsterschatz mit den bedeutenden Reliquien fand dort Schutz vor den Flammen. Da auch das Rathaus durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen war, wurden für einige Zeit die Sitzungen des städtischen Magistrats im Kapuzinerkloster abgehalten“, erläuterte Schaub.
Gefunden wurden: beeindruckende Reste mittelalterlicher Bruchsteinmauern und Plattenböden der Klosterbauten, Reste von Gräbern, die auf Bestattungen im Klosterareal hindeuten.
Der Fund wird jetzt umfassend begutachtet und dokumentiert. Währenddessen laufen die Bauarbeiten im Umfeld der Funde weiter.
Infos zum Theaterplatz: www.theaterplatz-aachen.de.